Sudeck-Syndrom

Seit 1994 lautet die offizielle Bezeichnung "komplexes regionales Schmerzsyndrom", abgekürzt: CRPS

Bis heute gibt es keine exakte Definition des Krankheitsbildes. Es beschreibt lediglich eine schmerzhafte Erkrankung eines oder mehrerer Gliedmaßenabschnitte. Ein CRPS kann sich nach kleineren oder größeren Verletzungen entwickeln und ist durch verschiedene, individuell unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet. Im akuten Stadium werden häufig Rötung, Überwärmung, Schwellung und/oder Funktionseinschränkungen der betroffenen Extremität beschrieben. Alle Patienten geben Bewegungsschmerzen an. Diese können eine Mischung aus permanent brennenden, einschießenden und stechenden, ziehenden Schmerzen sein. Durch psychische Belastung, Stress, Änderung der Umgebungstemperatur und Herabhängen der betroffenen Extremität werden die Beschwerden verstärkt. 

Man unterscheidet zwei Unterformen des CRPS: Typ I, bei dem keine Nervenverletzung vorliegt, und Typ II mit Verletzung eines umschriebenen Nerven. Die häufigsten Ursachen für ein CRPS Typ I der oberen Extremität sind operativ oder konservativ versorgte Frakturen. Radiusfrakturen (Bruch der Speiche) scheinen einen besonderen Risikofaktor zu bilden. Allerdings können auch Bagatelltraumata (z.B. Distorsionen = Verstauchungen) zur Entwicklung eines CRPS führen. Die obere Extremität ist häufiger betroffen als die untere Extremität.

Erschwerend wirken sich Veränderungen der Körperwahrnehmung aus. Typische Symptome sind Fehleinschätzungen bei der Beschreibung der betroffenen Extremität (zu groß) sowie das Verschieben der Körpermitte. Patienten laufen gegen den Türrahmen oder können ein Auto nicht mehr einparken. Zusätzlich kann es dazu kommen, dass die betroffene Extremität ausgeblendet wird. Es entwickelt sich ein Gefühl, als würde diese nicht mehr zum eigenen Körper gehören. Psychische Probleme treten häufig in diesem Zusammenhang auf (z.B. Zukunftsängste, Energielosigkeit, starke Erschöpfungszustände, verändertes Selbstbild, etc.). Häufig kommt es zu verstärktem Haar- und Nagelwachstum im betroffenen Areal.

Es kann schwierig sein, ein CRPS zu erkennen, weil das klinische Bild so stark variiert. Auch der Krankheitsverlauf ist nicht einheitlich und lässt keine Rückschlüsse auf Entstehung und Prognose zu. Von daher kommt es häufig zu einer verzögerten und/oder inadäquaten Behandlung. CRPS ist eine Ausschlussdiagnose, bei der immer auch an eine Gelenk- oder Weichteilentzündung, eine aktivierte Arthrose oder an Durchblutungsstörungen gedacht werden muss.

In der gegenwärtigen Literatur wird einheitlich formuliert, dass eine frühzeitige, interdisziplinäre Schmerzbehandlung mit Ergotherapie, Physiotherapie, Psychotherapie und Schmerztherapie das oberste Ziel darstellen sollte. Im direkten Anschluß sollte die medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlung fortgesetzt werden, um die vorhandenen individuellen Symptome zu reduzieren.

(Auszüge aus: Dr.med.Patric Bialas, "Angewandte Schmerztherapie/Palliativmedizin 2013, Springer Verlag)

Sollte bei Ihnen die Diagnose CRPS gestellt worden sein oder der Verdacht bestehen, werden wir zunächst einen ausführlichen Befund erstellen. Anhand der bestehenden Defizite und Ressourcen setzen wir Prioritäten. Mögliche Therapiemaßnahmen sind z.B. Desensibilisierung, manuelle Therapie, Tast- und Greifübungen, Lymphdrainage und Spiegeltherapie. Wichtig ist der konsequente, interdisziplinäre Austausch. Hierfür kommuniziere ich auch gerne mit Ihrem behandelnden Arzt und informiere diesen über die Fortschritte oder auftretende Probleme im Laufe der komplexen Therapie.

Die Therapie von Patienten mit einem CRPS erfordert von beiden Seiten viel Geduld und keiner darf sich durch eventuelle Rückschläge entmutigen lassen. Das CRPS und seine Therapie bleibt eine echte Herausforderung für uns Behandler.