Die Behandlung von Nervenverletzungen setzt ein großes therapeutisches Wissen voraus. Die Auswirkungen einer Nervenkompression, einer starken Quetschung, Zerrung, Stoß- oder Schlageinwirkung oder gar die vollständige Durchtrennung eines oder mehrerer Nerven sind so vielschichtig, wie die möglichen Ursachen selber. Es ist unbedingt notwendig, dass sich ein erfahrener Behandler der Therapie annimmt. Bei Nervenverletzungen muss in jeder Therapieeinheit "über den Tellerrand" geschaut werden, um keine Chance zu verpassen.
Mögliche Auswirkungen einer Nervenschädigung können sein:
- Motorische Ausfälle, d.h. die Muskulatur, die der betroffene Nerv versorgt, ist vollständig oder unvollständig in Mitleidenschaft gezogen (wird nicht mehr oder nur noch zum Teil versorgt)
- Die Eigenreflexe der betroffenen Muskulatur sind reduziert oder ganz aufgehoben, sodass es zu Muskelschwäche bis hin zu Muskelabbau kommen kann
- Schmerzen
- Sensibilitätsstörungen bis zu Sensibilitätsverlust
Aufgrund der o.g. Probleme können Fehlstellungen in den Gelenken der betroffenen Extremität entstehen, und es kann zu Schwäche der gesamten Extremität kommen, weil diese nicht mehr physiologisch bewegt wird. Ebenso kann sich die Schweißbildung reduzieren, der Nagelwuchs verändern oder sich ungewöhnliche Behaarung im betroffenen Areal entwickeln.
Die Gefahr von Alltagsverletzungen (Verbrennen, Schneiden, Klemmen, etc.) der geschädigten Extremität steigt mit dem Ausmaß der Sensibilitätsstörungen bzw. dem Verlust der Sensibilität. Wichtig zu wissen ist, dass ein Körperteil, der nicht mehr spürbar ist, im Gehirn seine Repräsentanz verlieren kann. Um dies zu vermeiden oder diese wieder herzustellen, ist es wichtig, frühzeitig mit Spiegeltherapie zu beginnen.
Der ergotherapeutischen Anamnese und Befundung kommt gerade bei Nervenläsionen eine große Bedeutung zu. Wir ermitteln genau die vorliegenden Einschränkungen von Sensibilität und Muskulatur anhand von aussagekräftigen Testungen und halten die individuellen Symptome fest. Des Weiteren orientieren wir uns an den Aussagen des Betroffenen zu seinen Schwierigkeiten im Alltag und erfassen nach einer erfolgten Operation den Status von Narbe und Ödem (Schwellung).
Die möglichen Ziele der Handtherapie können sein:
- Reduktion von Schwellung
- Narbenbehandlung
- Verhindern von Kontrakturen
- Erhalt von Kraft und Muskelspannung
- Erhalt der Repräsentation der Extremität im Gehirn (Spiegeltherapie)